Review: Baklavaa - Sleep Running

VÖ: DIY
Vor kurzem wurde mir empfohlen zum Abschalten "abgefahrene Meditations-Mucke" zu hören... und... tja... nur wenige Tage danach bin ich auf "Sleep Running" gestoßen. "Bingo", dachte ich mir! Wer jetzt verdutzt aus der Wäsche guckt: Baklavaa aus Baltimore, Maryland bestehen schon seit über 10 Jahren & spielen ganz grob gesagt noisigen Post-Hardcore, der in alle möglichen Richtungen ausbricht. Ihre Debüt-EP "Hairmoans" (2012) & ihr erstes Album "Spiral Cramp" (2013) kannte ich bereits, so richtig aus den Socken gehauen hat mich das Ideen-überflutete Gewichse der vier Freaks damals aber nicht...

…das dritte Album ist da schon ein ganz anderes Kaliber! Marijuana dürfte wieder eine große Rolle gespielt haben, das Zeug muss diesmal aber so richtig richtig gut gewesen sein. Bereits vom Opener "Sugar Water" weg erzeugen Baklavaa diese sphärische, psychedelische Stimmung, die einen in eine andere Welt hineinzieht, wenn man sich darauf einlässt. Die beschwörerischen, gedoppelten Vocals unterstreichen den Charakter, die darauffolgenden Vocal-Effekte sind richtig markant & fressen sich alsbald in sämtliche Gehirnwindungen.

Überhaupt ist's verdammt cool und innovativ wie Baklavaa den Gesang einsetzen, quasi als weiteres, die Atmosphäre untermalendes, Instrument. In "A Thousand Dinners" erzeugt der Bass einen schleichenden Rhythmus, der immer und immer wieder geloopt wird, während die Gitarren beinahe Ambient-mäßig eingesetzt werden. "Mouthing" ist für Album-Verhältnisse beinahe klassisch strukturiert, mit einem fast schon gesungenen Refrain, der im Kontrast steht zu den Strophen, in denen der Sänger die Kopfstimme auspackt. Nach einem spannend-aufgebauten Höhepunkt wird die Intensität zum Schluss hinaus mit viel Atmosphäre wieder runtergefahren. "Dsnylnd" ist dann sowas wie der "Hit" der Scheibe - der psychedelische Groove der von Beginn weg präsent ist, ist unheimlich einnehmend, die Vocals im Refrain sind fast schon emotional, ja sehnsüchtig. Zum Schluss hinaus gibt es eine kurze Chaos-Attacke, die alsbald aufgelöst wird und in das befremdliche, immer ruhiger werdende Finale des Songs überleitet. Im instrumentalen Titelsong fahren Baklavaa Lautstärke & Experimentierfreude vollkommen runter und kreieren innerhalb von 4 Minuten ein gleichermaßen gefühlsvolles wie stimmungsgeladenes Postrock-Stück. "June" führt diese Herangehensweise weiter, wobei diesmal wieder Vocals eingesetzt werden & der Song am Ende noisiger wird. Der Closer "Glowing House" setzt keine neuen Höhepunkte, beschließt das Album aber entsprechend.

Baklavaa sind in den letzten Jahren wirklich unglaublich gereift & "Sleep Running" ist das schlagende Argument dafür. In die einzelnen Songs, aber auch in den Albumverlauf an und für sich, sind viele Mühen und viele Gedanken investiert worden. Kann sein, dass die Vier im Proberaum einfach so drauf los gespielt haben, doch ich denke eher, dass die Songs organisch gewachsen sind - quasi Schicht für Schicht. Wer mit verzerrten Gitarren, schrägen Vocals, Loops galore, effektgeladenen Soundteppichen, eigenartigen Stimmungen & nicht allzu klassisch gespielten Rock-Instrumenten etwas anfangen kann, der wird "Sleep Running" schnell ins Herz schließen. So mag ich meinen Post-Hardcore/Noise-Rock jedenfalls, verrückt, ambitioniert, NICHT von der Stange. Und das Beste ist: Ich habe meine kongeniale "abgefahrene Meditations-Mucke" schneller gefunden als ich in den Schneidersitz kommen konnte!

Rating: 8 von 10

Baklavaa auf Bandcamp
Baklavaa auf Facebook

Comments

Popular Posts