Boysetsfire's "After the Eulogy" wird 20


Ende 1994 gegründet, wuchsen Boysetsfire in Windeseile zu eine der visionärsten Post-Hardcore-Bands überhaupt heran. Bereits auf dem 1997 erschienenen Debütalbum "The Day the Sun went out" machten Boysetsfire das, was Anfang der 2000er-Jahre so viele Bands machen sollten: Sie verbanden Hardcore mit Emo/Pop, hart mit soft, Melodie mit Mosh-Part, schnell mit langsam. Spontan fallen mir nur die Kanadier von Grade als weitere Band ein, die damals einen ähnlichen Stil gespielt haben.

"Hauptsache konträr" schien das Motto zu sein und wie man ab 2002/2003 weg sehen konnte, war dafür ein Markt da, ja, man kann durchaus sagen ein "Massenmarkt". Boysetsfire selbst sollten davon auch profitieren, denn der "After the Eulogy"-Nachfolger "Tomorrow come today" erschien anno 2003 auf einem Major-Label...

Boysetsfire waren jedoch immer die Band, die zwar die Szene maßgeblich beeinflusst hat, doch selbst nie den ganz großen kommerziellen Wurf landete. Bands wie Thrice oder Thursday, die sich gewiss einiges von BSF abgeschaut haben, wurden Jahre später weit bekannter. Richtig irre fand ich in der Hinsicht übrigens immer, dass Nathan Gray und Co in ihrem Heimatland nie die Bekanntheit erreichten, die sie im deutschsprachigen Raum bis heute inne haben. Das hat auch sicher damit zu tun, dass sie sich hier über Jahre hinweg den Arsch wund gespielt haben. Ich konnte sie mir zwischen 2001 und 2006 auch drei mal ansehen.

Warum ich all' das in Zusammenhang mit "After the Eulogy" schreibe? Ganz einfach deswegen, weil das zweite BSF-Album eindeutig ihr Meisterwerk ist. Beeindruckend finde ich das vor allem deswegen, weil wir gerade mal das Jahr 2000 geschrieben haben und der ganz groĂźe Kommerz-Boom des Genres noch ein Weilchen entfernt war. Da wo andere Postcore-Bands das erste mal eine Gitarre in die Hand genommen oder ihr erstes Demo geschrieben hatten, da standen Boysetsfire bereits am Zenit ihrer Karriere!!

Sie bauten auf dem Material der 90er auf und trafen soundtechnisch & stilistisch einfach VOLL ins Schwarze. Da wo der Vorgänger zu roh und holperig war, da wo der Nachfolger zu geschniegelt war, da fand "After the Eulogy" die perfekte Balance aus Härte und Melodiösität. Ja, ich gehe sogar so weit und sage, dass "After the Eulogy" in dieser Hinsicht noch immer Referenz ist, zusammen mit "Full Collapse", "Relationship of Command" & "Love is worth it", um ein weniger bekanntes Album zu nennen.

Und so finden sich auf "After the Eulogy" neben der stärksten Ballade  ("My Life in the Knife Trade") und den besten "Pop-Songs" ("Rookie", "Waiting for the Punchline", "Across Five Years") der Band auch die umwerfendsten Polit-Hardcore-Songs ("Our Time Honored Tradition of Cannibalism", "As Skull Fragments on the Wall", "Twelve Step Hammer Program", "The Force Majeure", der Titelsong), die Gray und seine Kollegen je geschrieben haben.

Boysetsfire waren der Zeit so weit voraus, dass sie ihren Geldbörsen damit wohl nichts Gutes getan haben - denn 3 oder 4 Jahre später hätte "After the Eulogy" wohl höhere Wellen geschlagen. Für mich ist und bleibt diese Platte ein zeitloser Klassiker, den ich mir heute noch regelmäßig anhöre und bei dem ich nicht weiß, was man großartig hätte besser machen können. Danke an Boysetsfire und "Alles Gute zum 20sten!" an "After the Eulogy".


Comments

  1. Fucking hell, dass is' schon wieder 20 Jahre her? Die Scheibe hat mich damals ziemlich begleitet, war 'ne gute Zeit. Und eine gute Scheibe :D

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  2. Ja, irre wie die Zeit vergeht, oder? :-)

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