Review: Nnamdi - Brat
VÖ: Sooper Records |
1. Das Cover. Ich finds klasse, ungewöhnlich & meiner Tochter würd's sicher auch gefallen.
2. Die Tatsache, dass ich relativ schnell irgendwas von "Hip-Hop meets Math-Rock" gelesen habe.
3. Der für mich beste Teaser: Der Mann hinter diesem Projekt trommelte zuvor bei der Screamo-Math-Post-Chaos-Core-Combo Itto. Ich habe die Band zwar nicht wie ein Die-Hard verfolgt, kann mich aber dran erinnern, dass ihre erste EP anno 2012 ziemlich amtlich war.
Nnamdi Ogbonnaya kann nicht nur trommeln, sondern ist auch was Vocals und Produzieren angeht ein kleines Genie. Der Rahmen des Ganzen ist klar: Moderner Hip-Hop & R'n'B. Ja, Nnamdi benutzt "echte" Drums und spielt diese relativ vertrackt und technisch, weshalb der Math-Rock-Aspekt natürlich klar vorhanden ist. Man sollte das Ganze aber nicht überinterpretieren. Wenn's fokussiert ist, dann funktioniert's wirklich prima - siehe direkt im grandiosen Opener "Flowers to my Demons". Ich würde dieses Album aber NIE jemanden ans Herz legen, der gerne Math-Rock hört oder vielleicht auch die Bands mag in denen Nnamdi davor gespielt hat. Der Term "Hip-Hop meets Math-Rock" ist zudem fast schon abwertend, denn dafür werden auf "Brat" einfach zu viele Elemente verschmolzen.
Man sollte mit offenen Ohren an diesen Sound rangehen & eben auch etwas für moderne "Black-Musik" übrig haben. Ich nenne jetzt mal Kendrick Lamar als Referenz, denn der ein oder andere Moment (man höre "Wasted", "Semantics", "It's ok") erinnert durchaus an die ruhigeren, R'n'B-lastigeren Stücke von "DAMN." Was Spirit & Ambition angeht ist Nnamdi in ähnlichen Fahrwassern unterwegs wie der beste Rapper der vergangenen Dekade.
Und so folgt direkt nach dem melancholischen, von Gitarren und echten Drums getragenen, Opener "Flowers to my Demons" das überdrehte "Gimme Gimme", mit seinen groovigen Electro-Beats. Neben der souligen, schwer kitschigen Ballade "Glass Casket" steht "Perfect in my Mind", das musikalisch á la American Football die Twinkle-Emo-Schiene fährt. Darauf folgt wiederum das düstere, immer intensiver und emotionaler werdende "Semantics". Wo es zum Schluss hinaus fast schon zu schmalzig wird, schließt Nnamdi die Platte mit dem sonnigen "Salut" ab, das abermals von Twinkle-Gitarren getragen wird und in seiner Reduziertheit einfach schön ist. Über all' dem hängt Nnamdi's Stimme, die macht was er will - ob verschiedene Rap-Stile, ob gesungene Teile, ob Kopf-Stimme, ob gefühlsvoll, ob aggressiv oder einfach total angeschrägt. Der Typ kann so ziemlich alles!
Sympathisch machen Nnamdi auch Lyrics wie in "Bullseye" (I'm so hyper, watch me climb / so gassed up, can't see decline / I'm a big brat, I can't pick a side") oder "Flowers to my Demons" ("I can be so damn indecisive when it comes to me"), in denen er ein fragiles Bild von sich selbst zeichnet, fernab von abgedroschenen Rap-Platitüden. Richtig klasse finde ich auch, wie er innerhalb der ersten 6 Songs 4 mal die Zeile "I Need you / Need something new" unterbringt - dahinter steckt vermutlich ein Konzept, eigenartigerweise hört man diese Zeile in der zweiten Albumhälfte aber nicht mehr.
Grundsätzlich sind die Lyrics eher auf der "leichten" Seite, ja, oft hat Nnamdi relativ wenig zu sagen, besonders zum Schluss hinaus in Songs wie "Price went up", "Really don't" oder "Salut". In diesem Bereich kann er gewiss' noch zulegen. Und mehr Geschwindigkeit hätte der Platte definitiv gut getan, besonders zum Schluss hinaus nehmen die gemächlichen Balladen Überhand.
Abgesehen davon beide Daumen hoch für diese große Überraschung. Nnamdi ist ein musikalischer Freigeist, mit innovativen Ideen & unglaublich viel Potential. Man merkt aber deutlich, dass er mit "Brat" noch LANGE nicht da ist, wo er eigentlich hin könnte. Ich denke, man sollte ihm noch ein oder zwei Platten lang Zeit geben, dann könnte der Mann eine Bombe auf die Hip-Hop-Welt abwerfen!
Rating:
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