Review: Orphan Donor - Old Patterns

VÖ: Zegema Beach Records
Orphan Donor ist das Solo-Projekt von Jared Stimpfl, seines Zeichens Drummer von Secret Cutter. Davor trommelte Stimpfl übrigens bei Oktober Skyline. Der Ursprung von Orphan Donor liegt schon 10 Jahre zurück - in dieser Zeit entstanden auch einige Aufnahmen, größtenteils Demos & Singles, aber auch zwei Song-Sammlungen mit Album-Länge. Diese wurden aber weder physisch veröffentlicht, noch waren sie bis ins letzte Detail geschliffen.

Die jahrelange Arbeit und Weiterentwicklung gipfelt nun in "Old Patterns", welches auf Kassette über Zegema Beach Records erhältlich ist. Wobei es schade ist, dass das Ganze nicht auf Vinyl erscheint, denn der Sound ist wirklich bombastisch. Stimpfl hat von A bis Z wirklich ALLES alleine gemacht - angefangen beim Schreiben der Songs & beim Einspielen sämtlicher Instrumente bis hin zur Aufnahme & dem Abmischen. Lediglich bei den Vocals bekam er Unterstützung von Chris Pandolfo, der Mann, der hinter dem Solo-Projekt Clouds Collide steckt. Pandolfo' Stimme fügt sich so in den Sound ein, wie man sich das wünscht, nämlich als "weiteres Instrument" & steht quasi nie alleine im Mittelpunkt. Am stärksten brilliert sicherlich die Rhythmus-Abteilung, da spürt man natürlich die große Liebe vom Hauptverantwortlichen...

Stimpfl selbst kommt mehr oder minder aus dem Grindcore, wobei ich hier schon SEHR viel Liebe für den Screamo der frühen 2000er raushöre & genau den Fans dieser Richtung würde ich "Old Patterns" klar ans Herz legen. Mich erinnert das an solche Größen wie Orchid, PG.99, Jerome's Dream oder Battle of Wolf 359, um mal eine Band zu nennen, die etwas später agiert hat. Auch etwas Daughters oder Converge, irgendwo zwischen "Jane Doe" und "You fail me", höre ich raus. Die einzelnen Elemente aus Screamo, Emoviolence, Grind, Noise, ein bisschen Sludge & ein bisschen Mathcore werden so homogen ineinander geflochten, dass am Ende ein verdammt eigenständiger Sound dabei rauskommt. Das Album fliegt in seiner knappen halben Stunde geradezu an einem vorbei, wobei Stimpfl sehr viele Ideen verbratet & die Kompositionen ganz klar über die typische "1-Minuten-Grind-Attacke" hinausgehen. Von der Länge her reihen sich die 9 Songs zwischen zwei und fünf Minuten ein, sind mal direkter, mal vertrackter, mal rasend, mal schleppend... aber immer laut und ungemein intensiv! Egal ob man den schwerfällig-pumpenden Titelsong, das grindige "Body on Fire", den ausladend-atmosphärischen Closer "Profound Loss" oder das grandiose "Mind State Dependency", mit seiner immer massiver werdenden Noise-Wand, rauspicken möchte.

Gestartet hat Stimpfl das Projekt anno dazu mal durch den Tod seines Vaters - die Musik gab ihm das nötige Ventil, um all' die angestauten & verdrängten Gefühle besser verarbeiten zu können. Ähnlich düster, dreckig, pessimistisch, verzweifelt, traumatisch ist dann auch die Stimmung von "Old Patterns". Das "Licht am Ende des Tunnels" ist mehr als spärlich, in all' dem Noise-Gewitter spiegelt sich aber auch eine fast schon pervers anmutende Schönheit wider!

Rating: 8 von 10 7 von 10 (Dezember '20)

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