Review: Apathy Cycle - s/t

VÖ: No Time Records
Apathy Cycle aus Kalifornien bestehen angeblich schon seit 11 Jahren, zwischenzeitlich muss die Band aber auf Eis gelegt worden sein, anders kann ich es mir nämlich nicht erklären, dass ihr erstes Full Length erst jetzt erschien. "Gut Ding braucht Weile" heißt's und in diesem Fall sag ich "ja, verdammt nochmal!". Denn das selbstbetitelte Album setzt Glanzlichter in einem Genre, in dem die letzte Kerze eigentlich schon vor langer Zeit abgebrannt war...

Apathy Cycle spielen abartig melodiösen, doch auch stark um die Ecke gedachten Skatepunk mit thrashigen Riffs und dicker, fetter "Punk-Faust". Die Vorbilder liegen schwer auf der Hand: Propagandhi, Propagandhi und nochmal Propagandhi, aber auch ein bisschen Strung Out oder A Wilhelm Scream. Da Propagandhi ziemlich einzigartig klingen und Apathy Cycle teils schon stark an die Kanadier erinnern, habe ich einen kleinen Rip-Off gerochen... doch mein Gespür hat mich klar getäuscht, denn Apathy Cylce finden ihren eigenen Zugang zu diesem Genre. Im Rahmen des klassischen 3-Minuten-Punk-Songs mit seinem typisch-rasanten Rhythmus und dem hymnenhaften Chorus, wandeln Apathy Cycle die erprobte Formel so stark wie nur irgend möglich um. Sie fallen aber nie aus erwähntem Rahmen und werden nicht total "freaky". Thrashiges Riffing hier, ein Ska-Beat da, im nächsten Song ein eingestreutes Solo und obendrauf noch ein fast schon schwülstig gesäuseltes "ahhh-ahh" im Hintergrund. Mal ist's zuckersüßer Pop-Punk, dann verbreakt-aggressiv in bester Propagandhi-Manier, mal fühlt man sich wie in den 80ern, dann wird man in die hochmoderne Neuzeit zurück gebeamt, mal tönt's fast schon puristisch-direkt, dann wieder unglaublich verschnörkelt und risikofreudig.

Die Musiker spielen extrem versiert, wissen was sie machen, haben eine ausladende Spielfreude und sind... nunja… sehr musikalisch. Sie schaffen es fast jedem der 12 Songs seinen eigenen Charakter zu verleihen und deshalb möchte ich gar keine große "Highlights" nennen, denn diese halbe Stunde rollt dich mit Spaßfaktor 10 gnadenlos nieder und lässt dich gleich wieder auf "Repeat" drücken. Weil ich hier aber mal in Deutsch schreibe, muss ich natürlich den Rausschmeißer "Schadenfreude" erwähnen, der so ein "einmal gehört und sofort hängengeblieben"-Ohrwurm ist. Doch auch "Muted Light", "Rise", "Premium Healthscare" oder "I Objectify" sind große Hits. Ach scheiße, im Grunde ist fast jeder Song catchy wie Sau!

Um es nochmal kurz auf den Punkt zu bringen: Jeder der findet, dass PUNKROCK und MELODIEN zusammengehören wie Ketchup und Mayo, sollte, nein... MUSS das "selftitled" von Apathy Cycle kennenlernen. Besser wird Melo-Punk in 2020 mit Sicherheit nicht mehr!

Rating: 9 von 10

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