Review: Republic of Dreams/Alles brennt - Split-7inch

VĂ–: React with Protest
Das Leben steckt voller eigenartiger Momente. Nenn' es Zufall. Nenn' es Schicksal. Erst heute bin ich einem ehemaligen Arbeitskollegen ĂĽber dem Weg gelaufen, den ich seit guten 10 Jahren nicht mehr gesehen habe. Eigenartig daran war, dass ich mich nur wenige Stunden davor mit einer Freundin (die damals ebenfalls mit ihm zusammengearbeitet hat) ĂĽber diesen Arbeitskollegen unterhalten habe und wir uns gewundert haben, was er denn wohl so macht...

...erst Anfang dieser Woche hatte ich so eine kleine, sentimentale Screamo/Emoviolence-Phase, in der ich mir mal wieder alte Klassiker aus den 90ern und frühen 2000ern reingezogen und mich dabei gewundert habe, was aus diesem Sound eigentlich geworden ist?! Nur wenige Tage später entdecke ich diese Split-Single hier, die vor kurzem auf React with Protest rauskam. Nebenbei bemerkt ist die 7inch RWP #100.

Wie lange ich aus der ganzen HC-Geschichte draußen war, zeigt die Tatsache, dass ich davon ausging, dass es React with Protest gar nicht mehr gibt. Dabei war das deutsche Label "damals" eins meiner absoluten Lieblingslabels, in meiner intensiven Plattensammel-Phase habe ich mir häufig etwas von dort bestellt. Ich war übrigens auch überrascht, dass Republic of Dreams noch aktiv sind. Wobei die Band wohl eine ähnlich lange Pause wie ich gemacht hat, denn ich habe nichts von ihrer Discographie versäumt - das letzte Release datiert aus 2015.

Doch reden wir zuerst über die B-Seite: Alles brennt sind eine frische Band aus der "Cry me a River"-Festung Versmold. Ich habe keine Infos zur Besetzung gefunden, es würde mich aber nicht wundern, wenn es Überschneidungen mit Republic of Dreams geben würde oder ehemalige Bandmates von Republic of Dreams oder dem Umfeld von React with Protest irgendwie involviert wären. Fakt ist: Alles brennt spielen auf diesen 4 Songs exzellenten Emoviolence, der mich so ein bisschen an einen Hybrid aus Orchid und Battle of Wolf 359 erinnert. "Nuff said", oder? Diese apokalyptischen Melodien sind genauso da wie die grindigen Abgehparts oder das Geschrei, bei dem man das Gefühl bekommt, dass dem Shouter in jedem Moment die Stimmbänder reißen werden. Die Gitarrenarbeit ist einen Tacken "noisiger" als bei erwähnten Vorbildern, es passt aber hervorragend ins Gesamtbild. Ich bin begeistert von diesem Stoff und fühle mich in die Zeit zurückversetzt, von der ich noch Anfang der Woche geträumt habe...

Republic of Dreams machen dann genau das, was sie schon auf den Splits mit Beau Navire, Autarkeia und Cloud Rat sowie diversen Sampler-Beiträgen gemacht haben: Ausgefeilten Screamo/Emoviolence mit Anlehnungen an die Ex-Band Louise Cyphre. Die Melodien bringen ein ähnliches Gefühl rüber wie bei Alles brennt, sind aber flächiger und atmosphärischer. Das Songwriting ist chaotisch und verbreakt, das Geschrei ist in Sachen Intonierung und Intensität sehr vielschichtig und harmoniert klasse mit der Musik. Lobenswert finde ich den Fluss der Songs, da die Übergänge nahtlos erfolgen. Nur schade, dass der musikalische Anteil keine 4 Minuten lang ist und der letzte Track lediglich aus einem dezent untermalten Voice-Sample besteht.

Das Leben steckt voller eigenartiger Momente. Nenn' es Zufall. Nenn' es Schicksal. In diesem Fall nenne ich es glückliche Fügung. Alles brennt & Republic of Dreams erinnern mich daran, was ich damals an diesem Sound so geliebt habe. Und sie geben mir Hoffnung, dass ich beim nächsten Retro-Screamo-Flash nicht gleich wieder in all' den alten Erinnerungen rumstöbern muss...

Comments

  1. oida https://senza-sordino.bandcamp.com/album/even-a-worm-will-turn-2

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  2. Danke für den Tipp, hab ich schon mal gehört und für gut befunden :-)

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    1. Ok, etwas eigenständiger als Crowning sind.

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    2. Aber das Crowning-Album ist schon richtig toll produziert. Etwas kurz.

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    3. Ohne Frage, hab objektiv auch rein gar nichts an der Platte auszusetzen, aber sie lässt mich einfach kalt und hat einfach wenig Alleinstellungsmerkmale. Aber ich kann das positive Feedback 100% nachvollziehen!

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