Review: Infant Island - Beneath

VÖ: Dog Knights Productions
Ich war nie der größte Fan des Screamo-meets-Post-Rock-Sounds. Die Anfangszeit dieses neuen Stils war sicherlich die spannendste Phase - Bands wie Portraits of Past, Funeral Diner, Envy oder City of Caterpillar waren damals die Vorreiter, auch aus Europa kamen einige tolle Platten. Natürlich gab es auch die Jahre darauf genug Highlights in diesem Sektor, doch wie so üblich bei neuen Trends wurde vieles zu Tode geritten und verzweifelt versucht das Grundkonzept weiterzuentwickeln. Aus "Screamo mit Post-Rock-Elementen" wurde mit den Jahren "Post-Rock mit Screamo-Elementen", daraufhin wurden weitere Genres hinzu gemischt und weil das noch nicht genug war wurden noch mehr Genres mal mehr, mal weniger natürlich drauf gepappt...

Enter 2020. Enter Infant Island. Eine Band, die für mich ein zweischneidiges Schwert ist. Sie verkörpern die 20-jährige Evolution dieses Stils beinahe kongenial. Sicher ist das Screamo im Post-Rock-Outfit. Der "klassische" Screamo ist aber nur die Basis. Komplettiert wird das Soundbild mit allerlei Stilen: Black-Metal, Ambient, Noise, Drone, Sludge und eben Post-Rock oder wahlweise Post-Metal. Dabei frage ich mich: Sollte man eine Platte wirklich so totsezieren? Sollte man sie der Schubladen zu liebe in all' ihre Einzelteile zerlegen?

Ich denke nein. Denn viele dieser erwähnten Stile sind oft nur im Vorbeigehen gestriffen und fügen sich ziemlich passend in das Gesamtbild ein. Infant Island haben auf ihrem zweiten Album "Beneath" eine eigene Soundwelt erschaffen, die sich in erster Linie kohärent anfühlt. Die große Stärke der Platte ist dabei seine extrem dichte Atmosphäre, die vom ersten bis zum letzten Track vermittelt wird. Das ist trostlos und dunkel, egal ob in den reduzierten Ambient-Parts oder den aufberstenden Screamo-Attacken. Auch wenn es manchmal etwas gestelzt anmutet, waren Band und Produzent (der ehemalige Frontmann von Majority Rule) sehr darum bemüht eine lebendige, in sich geschlossene Stimmung zu kreieren - was ihnen auch vollkommen gelungen ist!

Wenn ich was an "Beneath" kritisieren möchte ist es, dass es sich halt kaum von anderen, ähnlich gepolten Platten der letzten 10 Jahre abhebt. Das ist alles verdammt stimmig, düster, künstlerisch, vielseitig und gekonnt. Es fehlt mir aber das "gewisse Etwas". Das "Etwas" das dafür sorgt, dass dir die Platte auf lange Zeit im Kopf bleibt. Das Etwas, das diese Platte aus dem Wust ähnlicher Platten empor hebt. Das Etwas, das dich dazu bringt über Jahre hinweg immer wieder zu dieser Platte zurückzukehren. Genau das fehlt. Und deswegen wage ich schon jetzt die Prognose, dass ich bereits nächstes Jahr wieder zu "The Underdark" und nicht zu "Beneath" greifen werde, wenn ich Bock habe auf "Screamo-meets-Post-Rock".

Abgesehen davon: Alles dufte!

Rating: 7 von 10

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