Burn the Summer down... (Part 2)
Moonkisser - Summer's Fleeting Majesty (EP)
Die Band aus Portland/Oregon fährt die volle 90er-Nostalgie-Schiene. Moonkisser spielen emotionalen, melodieverliebten 90er-Post-Hardcore mit ordentlicher Rock-Kante. Das erinnert mich an Bands wie Quicksand, Shiner, Hum, Farside oder Sense Field. Man katapultiert das Ganze aber relativ geschickt in die Neuzeit, denn diese EP ist doch ganz gut geschliffen, tönt beizeiten richtig poppig. Ich bin Fan vom altmodischen Grundgefühl, die Tatsache, dass sich aktuell nur wenige Bands an erwähnten Referenzen orientieren, gibt Moonkisser zudem viel Eigenständigkeit. Der Hit kommt mit "Crashing" gleich am Anfang, die 5 Songs nachher können da leider nicht mithalten. (Bandcamp)
No Note - If this is the Future, then I'm in the Dark
"No Note played one show and released one record" - so steht's auf Bandcamp geschrieben. Das nenn' ich mal Screamo-Oldschool-Attitüde! Die anscheinend schon wieder aufgelöste Band aus Baltimore bekam im Frühling bei Genre-Anhängern einen ordentlichen Hype und ich kann nachvollziehen warum. Das Intensitätslevel dieser halben Stunde ist wirklich sehr hoch. No Note treffen zudem diesen gewissen Nerv, mit dem sie Anhänger diverser Klassiker genauso ansprechen dürften wie Fans der neuen Welle. Mit den ganzen Postcore-, Postrock-, Metal-, Prog- und whatever-Einflüssen musste ich beim Hören am ehesten an Infant Island denken. Ich respektier's voll, meinen Nerv haben No Note aber nicht zu 100% getroffen. (Bandcamp)
Nuvolascura - As we suffer from Memory and Imagination
Die Band aus Los Angeles legt noch mal eine ordentliche Schaufel drauf im Vergleich zum Debüt. Das ist nochmal etwas tighter, nochmal etwas ausgefeilter und nochmal etwas zwingender als das "Selftitled". Ansonsten gibt's das gewohnte Brett aus hyperventilierendem Chaos, herzzereißenden Emoviolence, abartigen Blastbeats und ohrenbetäubenden Schreien. In Sachen Intensität macht Nuvolascura derzeit keine Screamo-Band etwas vor! Die erste Hälfte ist schlichtweg makellos, danach verliert sich die Band etwas zu sehr in Interludes oder Interlude-ähnlichen Sektionen. Nicht, dass ich grundsätzlich etwas habe gegen sowas, doch a. finde ich die Aufteilung etwas unausgewogen und b. sind diese ruhigen Sektionen einfach nicht gut gemacht. Trotz Steigerung zum Debüt ist also immer noch Luft nach oben. Was gibt es Schöneres? (Bandcamp)
Rebelmatic - Ghost in the Shadows
Rebelmatic sind ein absoluter Lichtblick in der eher trockenen Hardcore-Landschaft von 2020 und ihr neues Album "Ghost in the Shadows" gehört definitiv zu den besten Genre-Releases in diesem Jahr. Selbst wenn die Jungs schon seit 2008 zusammen sind, bekommen sie erst jetzt gewisse Aufmerksamkeit. Weil Rebelmatic eine "all black"-HC-Formation sind kommt man um einen Vergleich mit den Bad Brains natürlich nicht herum und tatsächlich erinnert auch musikalisch viel an die 80er-Jahre-Legende. Sänger Creature hat mindestens so viel Charisma wie HR und gibt den eh schon starken Songs noch mehr Ausdruckskraft. Ansonsten findet man hier die besten HC-Mitsing-Parts seit Ewigkeiten, fett groovende Riffs, coole Funk-Anleihen, klasse Breakdowns und Musikalität galore. Das Album ist so gut, dass es einem Frevel gleicht, dass ich sie mit diesen paar Worten abspeise. Check! Check! Check! (Bandcamp)
Rid of me - Summer (EP)
"Heavy melodic noise punk from Philadelphia", steht da auf Bandcamp. Und ja, noisig ist das was Rid of me machen definitiv. Das absolute Highlight des 4-Trackers kommt mit "Pit" gleich zu Beginn. "Pit" ist ein kleiner, dreckiger Song, der von Minute zu Minute an Härte und Intensität zulegt und immer spannend bleibt. Die Performance von Sängerin Itarya ist unglaublich gut! Die junge Dame kann genauso gut singen wie sie sich die Seele aus dem Leib schreien kann. Doch auch die musikalische Abteilung ist unglaublich tight und eingespielt. Starke EP! (Bandcamp)
Schönleben - Übungen im Positiven Denken (EP)
Neues Projekt mit ehemaligen Leuten von We had a Deal, Mahlstrom & Reznik Syndrom - man weiß also, dass hier ein gewisses Know-How dahintersteckt! Verwurstet wird dann alles zwischen Screamo, Emo & Post-Hardcore, mit den 90ern im Herzen und der deutschen Tradition im Hinterkopf. Viel erinnert an Leitkegel, Escapado oder eben We had a Deal. Musikalisch ist das wirklich SEHR ausgereift und der Sound findet eine schöne Balance aus epischer Schönheit und krachenden Abgehparts. Mit der lyrischen Ausrichtung und den spoken words konnte ich persönlich nicht so viel anfangen, das ist aber sicher Geschmackssache. Insgesamt eine wirklich nette Überraschung aus deutschen Landen! Wundert mich, dass Kollege Steff die noch nicht besprochen hat, kommen Schönleben doch grob aus seiner Gegend?! (Bandcamp)
Sinking - Only Echoes
Irgendwie MUSS ich mir heutzutage alles anhören, das nur annähernd in Richtung 90er-Emo geht, denn dafür liebe ich diesen Sound einfach zu sehr. Sinking aus Massachusetts gründeten sich 2017 und orientieren sich an Bands wie Sunny Day Real Estate, Mineral oder Elliott. "Only Echoes" ist in diesem Stile dann auch grundsolide gemacht, mir fehlt aber das gewisse Etwas, das mich davon abhalten soll dann doch wieder zu "Diary" oder "EndSerenading" zu greifen, wenn ich Bock auf derartige Mucke habe. Bei all' den gut gemeinten Intentionen fehlt es bei Sinking dezent am Charakter und herausragenden Songwriting-Skills... (Bandcamp)
Trainer - Athletic Statics
Ziemlich coole Band aus Saarbrücken, die auf "Athletic Statics" Noise-Rock auf internationalem Niveau runterzockt. Das Ganze ist schon SEHR Shellac-ish, sowohl in Sachen Sound und Stil, als auch in Sachen Attitüde. Und das ist natürlich eine gute Sache, weil es schlicht kein besseres Vorbild geben könnte. Das Songwriting ist sehr angeschrägt, bleibt aber während des ganzen Albumverlaufs spannend und ist immer wieder für Überraschungen gut. Jeder der mit der alten Touch & Go-Schiene etwas anfangen kann oder Platten liebt, die nicht sofort greifbar sind, sollte "Athletic Statics" eine Chance geben. (Bandcamp)
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