Review: Souvenirs - Love for the Lack of it

VÖ: Other People Records
Souvenirs waren für mich von 2012 bis 2014 ein absoluter Hoffnungsschimmer am Midwest-Emo-Himmel! Es fing mit der starken EP "Tired of Defending you" an, ging weiter mit dem beachtlichen Silver Snakes-Split und gipfelte im grandiosen Debütalbum "You, Fear and me", welches für mich zu den besten Full Lengths aus 2014 zählt. Die Jungspunde aus Kalifornien bewiesen damals unglaublich guten Geschmack und beförderten die Zeiten von Mineral, Sunny Day Real Estate, Elliott oder The Appleseed Cast mit viel Talent zurück in die Neuzeit.

Das 2017er-Album "Posture of Apology" habe ich in meiner Abstinenz-Phase verpasst, doch wie man so nachliest, haben Souvenirs schon hier eine Kursänderung eingeläutet. Am auffälligsten ist auf den ersten Höreindruck der veränderte Gesang. Frontmann Tim Riley muss vor einigen Jahren wohl in ein übergroßes Fass, voll von kuschelig-wuscheligen Federn gefallen sein, aus dem er bis heute nicht rauskommt. Ja, so sanft, bedacht, hypersensibel, fast schon einschläfernd ist sein Gesang geworden. Technisch betrachtet war Riley wohl schon damals nicht der allerbeste Sänger, doch er machte viel wett durch Charme, Inbrunst und Emotionen, zudem passte seine Stimme perfekt in den Kontext. Jetzt wo er sich säuselnder Weise durch das Album hindurchsingt, offenbart er auch einige Schwächen - denn natürlich ist dieser hohe, softe, vollkommen cleane und oft nur dezent begleitete Gesang anspruchsvoller als das was er zuvor gemacht hat.

Musikalisch gingen Souvenirs natürlich in die gleiche Richtung und so ist "Love for the Lack of it" durchwegs langsam, ruhig, sensibel, harmonisch, verträumt. Mit Emo der 90er-Schule hat das nur mehr am Rande etwas zu tun, stattdessen fährt man jetzt die volle Dream Pop-Schiene. Nicht, dass die Songs durch die Bank Käse wären, nein, man findet durchaus beachtenswertes Songwriting - doch mir persönlich fehlt einfach der Crunch der Gitarren, das Pumpern der Rhythmus-Abteilung, das dezente Ausbrechen des Sängers. Die wenigen Stücke, die einen etwas schnelleren Beat ("Fear and Moving Forward") haben oder schlichtweg lauter ("When the Bloom fades") sind, überzeugen absolut, dafür gibt es wieder andere Songs, die Elliott oder Mineral hart erscheinen lassen. Unter all' den Federn (um bei diesem Bild zu bleiben) begraben, findet man auf "Love for the Lack of it" noch immer überzeugende Musik von ebenso überzeugenden Musikern...

Vielleicht, ja ganz sicher sogar schreibe ich diese Zeilen als fanatischer Anhänger der 90er-Emo-Welle, der nun enttäuscht ist über die Entwicklung dieser damals so vielversprechenden Band. Denn für sich betrachtet ist "Love for the Lack of it" grundsolide gemacht. Wer für Dream-Pop, Slowcore oder die ganz ruhige Indie/Emo-Schiene etwas übrig hat, kann gerne mal ein Ohr drauf werfen. Mir persönlich ist das alles etwas zu einschläfernd und ja, natürlich ärgert mich das noch mehr, weil die Jungs damals mit "You, Fear and me" in jeder Hinsicht abgeräumt haben. In anderen Lagern werden Souvenirs ganz bestimmt ihre Anhänger finden!

Rating: 5 von 10

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