Review: GILT - Ignore what's missing

VÖ: Knifepunch Records
Ich glaube langsam aber sicher werde ich zu alt für diesen modernen Postcore-Scheiß, denn mich überkommt das dumpfe Gefühl, dass ich diese Platte hier vor 10 Jahren gnadenlos abgefeiert hätte. GILT aus Florida haben unheimlich gute Anlagen und ihr Debütalbum "Ignore what's missing" ist ein wahrhaftiges Showcase dafür. So richtig damit klar komme ich aber nicht. Dabei frage ich mich gerade, ob der Albumtitel ironisch gemeint ist, denn WAS zur Hölle soll hier abgehen?!

Man bekommt Gesang/Geschrei aus drei verschiedenen Kehlen und in den verschiedensten Vocal-Stilen. Man bekommt mathy-vertrackte, spastische Parts. Man bekommt direkte, punkige Momente. Man bekommt ruhige, gefühlsvolle Teile. Man bekommt emotionale Breakdowns. Man bekommt fett rockende Sektionen. Man bekommt Hardcore, Punk, Indie, Pop, Math-Rock, Alternative-Rock und... nun ja... eigentlich alles was in den letzten 20 Jahren Post-Hardcore irgendwie angesagt war.

Zuerst: GILT finden Brand New wohl genau so gut wie wir alle, denn in den ruhigen Parts tönt das schon stark wie zu besten "The Devil and God..."-Zeiten. Ansonsten lässt sich die Band aus Jacksonville nicht wirklich festnageln. Ich höre 2000er-Postcore (Alexisonfire, Finch) raus, ich höre die etwas juvenilere "Popcore"-Schiene der 2000er (From First to Last, Silverstein, Funeral for a Friend) raus, ich höre britische Postcore-Bands wie &U&I, Blakfish oder Meet me in St. Louis raus, ich höre mewithoutYou & La Dispute raus, ich höre Thrice in all' ihren Phasen raus und beim öfter eingesetzten Reibeisen-Gesang muss ich natürlich unweigerlich an Hot Water Music denken.

Das ist ganz schön viel Namedropping und ich fühle mich fast schlecht dabei, denn es ist nicht so, als ob GILT einen miesen Geschmack hätten oder nicht wüssten was sie da machen. Die Band ist extrem ambitioniert, hat ein Gefühl für gute Momente und adaptiert die einzelnen Stile wirklich prächtig. Doch so ein bisschen fehlt's am eigenen Gesicht, zudem können die vorhandenen Bausteine oft nicht zu Songs zusammengesetzt werden, die wirklich hängenbleiben. Doch all' das ist wohl auch der Jugend der Band zuzuschreiben.

"Ignore what's missing" ist alles andere als eine Gurke und macht mir sogar durchaus Spaß, während ich es höre. Doch ich denke, je mehr Zeit ins Land streicht, desto mehr wird die Platte bei mir in Vergessenheit geraten. So sehr ich es hasse, jetzt auch noch diese abgewichste Plattitüde auszupacken, so sehr passt sie dann doch noch: Weniger wäre mehr gewesen.  

Rating: 6 von 10

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