Review: Naedr - Past is Prologue

VÖ: Zegema Beach Records,
Miss the Stars Records
Illuminate my Heart Records
Die südostasiatische Screamo-Szene ist durchaus vital. Ja, wenn man dem Genre-Fan Namen wie Kias Fansuri, Caitlyn Bailey, Daighila, Virginia on Duty, A City Sorrow Built oder Orbit Cinta Benjamin vor den Latz knallt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, das man mindestens eine dieser Bands schon mal gehört hat oder sogar ein paar Splits zu Hause rumfliegen hat, auf denen sich diese Bands verewigt haben.

Obwohl sich die asiatischen Gruppen teilweise ganz gut mit der europäischen und nordamerikanischen Szene vernetzen, fehlt es ihnen in unseren Breitengraden oft an einer passenden Plattform. Diese Plattform haben Naedr bereits mit ihrem ersten Full Length, denn wenn Zegema Beach und Miss the Stars Records (in dem Fall auch Illuminate my Heart) für eine Veröffentlichungen kooperieren, sollte man als Screamo-Fan zwei mal hinhören. Gesagt, getan, und nicht bereut.

Naedr kommen aus Singapur, gründeten sich erst letztes Jahr und spielen Screamo/Emoviolence, bei der die Melodie stets eine Rolle spielt. Aufgrund der oft mystischen Atmosphäre muss man natürlich unweigerlich an die beiden japanischen Screamo-Riesen Envy & Heaven in her Arms denken. Stilistisch sind auch Utarid oder die bereits erwähnten Daighila im groben Umfeld. Anders als die doch sehr auf Postrock-versessenen japanischen Größen, rocken Naedr deutlich heftiger. "Past is Prologue" ist über weite Strecken lupenreiner Emoviolence, die epischen Melodien werden allerdings gekonnt eingeflochten in die überwiegend rasanten Songs, die am Ende (bis auf zwei Ausnahmen) die 3-Minuten-Marke nicht überschreiten. 

Die Symbiose ist richtig gut gelungen und so sollten Naedr bei Screamo-Hörern viele offene Ohren finden. Ich persönlich begrüße den niedrig gehaltenen Postrock-Anteil und könnte gerne auf das sphärische Geklimper von "Asunder" verzichten, das für mich der schwächste Track auf dem Album ist. Das "Prelude" geht zwar in eine ähnliche Richtung, hat jedoch absolute Daseinsberechtigung, da es sich mit 57 Sekunden im Rahmen hält und kongenial den Weg ebnet für den eigentlichen Opener "The Waltz of Fate". Auch "Disquiet" ist, anders als es der Name vermuten lassen möchte, in der ersten Hälfte recht ruhig und gibt mir nicht allzu viel.

Am besten sind Naedr für mich dann, wenn sie auf's Gaspedal treten und ordentlich drauflos rocken, so wie im grandiosen "The Prodigal Son", dessen Groove & Rhythmik mich gleich beim ersten mal umgehauen haben. Bei "The Waltz of Fate", "The Tyrant" und "The Sorrow" verschmelzen die Singapurer ihre Vorlieben kongenial zu spannungsgeladenen, intensiven Stücken, während bei "Stalker" eine massive Wall of Sound aufgebaut wird.

Famous last words? Ganz einfach: Reinhören und unterstützen! Wer melodischen und dennoch intensiven Screamo/Emoviolence liebt, hat hier eins der Highlights des Jahres. Und wer weiß, vielleicht werden sich Naedr sogar langfristig als DIE südostasiatische Screamo-Macht schlechthin etablieren. Wundern würde es mich nicht!

Rating: 7 von 10

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