Review: Crowning - Survival/Sickness

VÖ: Zegema Beach Records
Bei den dutzenden positiven Worten die ich dieses Jahr für viele Screamo-Platten übrig hatte, muss nun mal etwas Kritik erlaubt sein. Man kann ja nicht alles gut finden, nur weil "Screamo" drauf steht, oder?

Wobei ich mir nun schon wieder schwer tue mit meiner eigenen Begrifflichkeit...denn...was heißt schon "gut"? Man würde sich schon als ziemlicher Volltrottel erweisen, wenn man das was Crowning auf ihrem Debütalbum veranstalten nicht zumindest als "gut" bezeichnen würde. Die Band aus Chicago weiß was sie macht und serviert uns hier ein durchgeschniegeltes Screamo-Album, wie es nur allzu "gut" ins Jahr 2020 passt.

Das Ganze ist definitiv inspiriert von der Loma Prieta/Beau Navire-Schule und wird ergänzt mit Post-Hardcore-Versatzstücken, metallischen Riffing, Post-Rock-Melodiebögen und kurzen Noise-Samples. Da ist also "gut" was los, doch Crowning bringen all' diese Bausteine in 1- bis 3-minütigen Songs unter. Diese Herangehensweise erinnert also an erwähnte Loma Prieta, genauso wie die rasanten, frenetischen Screamo-Attacken, die über den Albumverlauf geschickt verstreut sind. Am Ende sind sie weniger chaotisch wie erwähnte Referenzen, womit sie "gut" in die Riege derzeit angesagter Screamo-Bands passen. "Survival/Sickness" hat ohne Zweifel einen ansprechenden künstlerischen Touch und ist "gut" durchdacht, ja, beizeiten würde ich sogar sagen durchkalkuliert. Vielleicht ein bisschen ZU durchkalkuliert...

Denn so sehr ich die hohe Qualität schätze, so wenig berühren mich Crowning über weite Strecken. Screamo muss nicht immer "ins Herz" treffen, das tun Orchid oder Jerome's Dream in dem Sinne auch nicht. Doch sie regen meine Synapsen auf eine andere Art und Weise an. Und das fehlt mir bei Crowning fast vollkommen. "Survival/Sickness" ist mir zu technisch, zu kalt, zu durchgestylt. Die Schreie machen gar nichts bei mir und die Songs ziehen trotz "guter" Momente (z.B. das klasse aufgebaute Finale von "Ardent") größtenteils an mir vorbei, sodass ich mir am Ende denke: "Das ist alles 'gut' gemacht, technisch einwandfrei, künstlerisch, durchdacht, talentiert, modern und dynamisch... doch ich höre hier nichts, das die letzten 10 Jahre nicht ähnlich 'gut' gemacht wurde oder für richtige Alleinstellungsmerkmale sorgen würde."

Das gesagt, kann ich trotz aller Vorzüge nicht in die bisherigen Lobgesänge zu "Survival/Sickness" mit einstimmen. Und so bleibt mir wohl nur noch ein Urteil übrig: "Gut". 

Rating: 6 von 10

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