Review: Somerset Thrower - Paint my Memory
VĂ–: Dead Broke Rekerds / Triple-B Records |
Was Somerset Thrower richtig gut machen ist, dass sie sich nicht richtig festnageln lassen. Erwähnte Stile treffen zwar alle irgendwie zu, doch dann auch wieder nicht. Das ist viel zu schnell für die typische Midwest-Emo-Schiene. Es ist zu melodiös für verspielten Post-Hardcore. Zu verschroben für aalglatten Pop-Punk. Und zu euphorisch, juvenil und emotional für den klassischen Alt-Rock der 90er. Doch Somerset Thrower nehmen sich von allen ein bisschen was und klingen genau deswegen so markant.
Bands an die ich denken muss, während ich "Paint my Memory" höre sind u.a. Jawbreaker, die Get Up Kids, Farside, Dag Nasty, Mock Orange, Quicksand, Lifetime, Saves the Day, The Movielife, Superchunk, Knapsack, The Promise Ring, Samiam, Hot Water Music und Gameface. Das ist ein abartiges Namedropping, doch auch in dieser Hinsicht gilt: Nie musste ich länger an eine dieser Bands denken oder sagte mir "ah, der Song klingt 1:1 so wie der Song von xy". Somerset Thrower finden am Ende ihren eigenen Weg, doch ich denke, anhand dieser Referenzen, bekommt man ein Gefühl dafür wohin die Reise geht...
Somerset Thrower holen das Gefühl der 90er kongenial zurück in 2020, schaffen es jedoch auch modern und frisch zu klingen. Genau das ist etwas, das viele andere Bands nicht so gut hinbekommen. Bei den tollen, nostalgischen Momenten, die man in diesen 36 Minuten zu hören bekommt, hat man nie das Gefühl, dass all' das ein billiger Abklatsch ist von etwas, das man vor 25 Jahren eh "in besser" gehört hat.
Wenn ich überhaupt etwas zu kritisieren habe, ist es, dass die Songs zum Schluss hinaus dezent zusammenlaufen. Dies ist wohl dem ähnlichen Tempo, dem ähnlichen Rhythmus geschuldet, dem die meisten der 10 Tracks folgen. Hier hätte ich mir etwas mehr Variation gewünscht, gerade weil die ruhigeren Momente hervorragend funktionieren. Allerdings gibt's keinen einzigen Song, der durchwegs ruhig und langsam ist. Annähernd ist das noch beim Rausschmeißer "Say Hello" der Fall, der interessanterweise auch zu meinen Lieblingssongs der Platte gehört.
Klar ist, Somerset Thrower werden mit derartigen Referenzen nicht sonderlich große Aufmerksamkeit erhalten und nicht auf allen Kanälen erwähnt werden. Umso schöner ist es, dass die wenigen bisherigen Reviews regelrecht euphorisch ausgefallen sind. Ich stimme jedenfalls voll mitein und hoffe, dass ich diese Band zumindest einem Menschen näher gebracht habe. Denn so unterbesetzt wie diese Sparte ist, wäre es nur allzu wünschenswert, wenn Somerset Thrower noch ein paar Platten hinterher schieben würden.
Rating: 8 von 10
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