Review: Ryloth - Avant-Cour

VÖ: Moment of Collapse

Ryloth aus dem wunderschönen Hamburg sind im vollbesetzten Screamo-Jahr 2020 völlig an mir vorbeigegangen. Grund genug, um fast ein Jahr nach seiner Veröffentlichung, nochmal einen Blick auf den 5-Tracker zu werfen. Um einer Verwirrung vorzubeugen: Die Scheibe wurde einige Monate nach dem ursprünglichen DIY-Release dank Moment of Collapse auf Vinyl gepresst. Ewig und drei Tage her übrigens, wo ich das letzte mal etwas zu einer MoC-Veröffentlichung geschrieben habe!

Die Band ordnet sich selbst im sogenannten "Blackened Screamo" ein, was mir per default die Stirn runzelig macht. Denn das was früher der Post-Rock für den Screamo war, ist jetzt wohl der Black Metal. Ryloth lieben übrigens auch ihren Post-Rock. Doch... hebt das eine das andere auf? Oder macht sie das doppelt scheiße?!

Mitnichten! Denn erstens klingen die Hamburger sympathisch altbacken. Und zweitens fügen sich die einzelnen Bausteine auf "Avant-Cour" ordentlich zusammen. Das ist weder so hochgestochen und theatralisch wie bei Respire noch so arty-farty-durchgeknallt wie bei Circle takes the Square. Irgendwo auf Bandcamp wurden Ryloth mit Funeral Diner verglichen und so ganz weit hergeholt ist das gar nicht. Zumindest, wenn man sich die ganz sachten Emo-Momente weg- und die Metal-Elemente hinzudenkt.

Die Hamburger wissen jedenfalls was sie da machen, haben ein Händchen für atmosphärische Sounds, flüssige Übergänge und intensive Build-Ups. Doch trotz aller Spielereien spürt man ihre Liebe für den "alten" Screamo von Bands wie Shikari, Union of Uranus oder Louise Cyphre in jedem Song. Spätestens bei den leidenschaftlichen, zerbrechlichen Vocals wird einem klar, in welchen Breitengraden hier gefischt wird!

Ist es hochtrabend von "der großen deutschen Screamo-Hoffnung" zu sprechen? Vielleicht, ja. Doch nach einem Jahr, in dem ich fast ausschließlich amerikanischen Screamo gehört habe, freue ich mich über ein derart fettes Statement aus deutschen Landen umso mehr...

Rating: 8 von 10

Ryloth auf Bandcamp
Ryloth auf Facebook