Review: Sweet Soul - So far no further
VĂ–: New Morality Zine |
Die junge Band aus Kalifornien holt sich ihre Einflüsse offenbar von den 70ern, 80ern & 90ern und bastelt daraus einen modernen Sound, der per se viele Hörer finden müsste. Einerseits ist das natürlich schwer melodisch und poppig, andererseits hat es in vielen Songs ein sattes Tempo, schwer rockende Riffs, verspielte Soli und kurze, verzwackte Teile. Ganz ungewöhnlich ist der ultra-cleane, stets harmonische, aber niemals ZU süße Gesang von Sänger Taylor. In dem Kontext ist sein Stil wirklich sehr ungewöhnlich und ich musste mich die ersten Durchläufe erstmal daran gewöhnen. Die meisten Bands, die einen ähnlichen Stil spielen haben entweder rauchige oder eben diese sweet-akzentuierten Vocals. Taylor's unaufgeregten, oft auch etwas schläfrigen Gesang würde man beizeiten eher mit Shoegaze oder verträumten Indie in Verbindung bringen und NICHT mit flottem Punkrock. Doch, ich habe mich damit angefreundet und finde, dass dieser Kontrast dem Sweet Soul-Sound noch mehr Markanz verleiht. Gute Entscheidung übrigens auch, die Vocals relativ "low" im Mix zu halten...
Die zweite Besonderheit ist, dass die Jungs ihre Instrumente verdammt nochmal gut beherrschen und unglaublich tight zusammen spielen. Auch deswegen meine Empfehlung für diejenigen, die darüber schimpfen, dass (Pop-)Punk simpel und monoton ist und immer den gleichen Akkorden und Rhythmen folgt. Was Sweet Soul aus dem beschränkten Rahmen innerhalb von ebenso beschränkten 23 Minuten rausholen ist sagenhaft. Die schnellen Nummern haben bei mir persönlich sofort eingeschlagen, allen voran der Titelsong mit seinem grandiosen Refrain, aber auch die ähnlich starken "No Control" oder "Like a Disease". Doch auch die Songs, die Tempi mischen ("Space you need", "Diggin' your Grave") oder (fast) nur im Midtempo verharren ("The Moment", "At Odds") überzeugen nach mehreren Durchläufen. Ja, mit dem Closer zeigen Sweet Soul dann sogar, dass das Konzept mit einem längeren Song ebenso aufgeht. Ansonsten hat "So far no further" kein Gramm zu viel auf den Hüften, was ich wirklich sehr begrüße!
Weil ich das mit den Einflüssen zu Beginn angeschnitten hatte, probiere ich es dann halt doch: An den Ramones kommt man natürlich nicht vorbei. Dann musste ich schon bald an Lifetime denken und dann an Face to Face anno "Don't turn away". Auch Samiam oder frühe Superchunk sind mir in den Sinn gekommen. Oder wenn wir (neben Face to Face) bei Cali-Punk bleiben, höre ich auch etwas Agent Orange oder Wax raus. All' das Namedropping wird dann doch wieder ad absurdum geführt, denn mit der gesamten Mischung und den Ausflügen Richtung Alt-Rock & Power-Pop und den Stilmitteln der diversen Punkrock-Dekaden, erstrahlt das Sweet Soul-Debüt vollkommen im eigenen Licht.
"So far no further"? Na, hoffentlich schon.
Rating: 7 von 10
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