The Get Up Kids - "Something to write Home about"-Live-Stream

Zwei Tage nach "Clarity" folgte mit "Something to write Home about" also der nächste Klassiker, der in voller Länger dargeboten wurde - diesmal sogar live! Das '99er-Werk der Get Up Kids hat sich diese Behandlung natürlich ebenso verdient. Das Album war im Genre ein absoluter Gamechanger, machte noch mehr Leute auf Midwest-Emo aufmerksam und warf unzählige Songs ab, die den Test der Zeit mehr als bestanden haben. Für mich war "Something to write Home about" damals auch einer meiner ersten Berührungspunkte mit dem Genre, allen voran die schnellen Hits wie "Holiday", "10 Minutes" oder "Action & Action".

Der RĂĽffel zuerst: Ich verstehe ja, dass das Ganze stark auf Amerika ausgerichtet wurde und man vermutlich auch wegen der Stimmung und dem "Valentine"-Thema eine spätere Startzeit gewählt hat. Doch die Get Up Kids haben in Europa nicht wenige Fans und da war die Startzeit von 2:30 Uhr in Mitteleuropa bzw. 1:30 Uhr in GroĂźbritannien schon eine arge Zumutung. 

Als Location wurde eine Schule gewählt, die ganz nett im Valentins-Style geschmückt wurde. Teilweise fühlte man sich wirklich wie auf einer amerikanischen "Prom-Night". Wie bereits erwähnt, wurde das Set live dargeboten. Direkte "Konzert-Stimmung" kam nicht unbedingt auf, doch das liegt natürlich auch daran, dass man den Fans für den amtlichen Preis auch etwas bieten muss. Sicherlich hätte ein Stream aus einem dunklen, muffigen Keller, in dem die Band in Turnhosen und Unterlaibchen rumschrammelt wohl mehr Konzert-Charakter, doch würde das den Preis rechtfertigen? Ich denke nicht.


Das Ganze wurde wirklich sehr gut produziert und hatte ein stimmiges Gesamtbild. Hervorzuheben ist das Kamera-Team, das einem oft das Gefühl gab inmitten der Band zu stehen. Stilistisch war die Kamera-Arbeit sehr hip, fancy und modern. Es gab Schärfe-/Unschärfe-Effekte, es gab langsame Kamerafahrten (oder eher Wanderungen) von einem Musiker zum anderen, es gab Nahaufnahmen der Instrumente, Einstellungen, wo der Kopf teilweise abgeschnitten war, bewusste Wackel-Effekte oder schräge Kamerawinkel und überhaupt war die Linse ständig SEHR nahe am Geschehen dran. Die klassische Frontaufnahme aller Musiker gab es kein einziges mal. Wirklich eine sehr gute Leistung, die zeigt, wie sowas aussehen kann...

Die Band selbst klang sehr dicht, der Sound war makellos. Die Get Up Kids waren von vorne bis hinten fokussiert und es gab weder Metzchen noch Ansagen. Ăśber das ganze Set hinweg waren sie unglaublich in sich gekehrt und hatten nicht mal untereinander sonderlich groĂźen Augenkontakt. Vermutlich spielte der Corona-Abstand eine Rolle dabei, zu gewissen Teilen war's sicherlich auch das fortgeschrittene Alter der Musiker. 

Apropos Alter: Obwohl's am Anfang komisch anmutet, wenn die Get Up Kids heute diese juvenilen Schmachtfetzen runterspielen, hat von Sound & Gefühl her grandios geklappt. Matt Pryor sang die Stücke richtig glaubwürdig und mit ähnlicher Inbrunst wie damals. Zum abgebrühten Charakter passte übrigens auch, dass man sich sehr nahe an den Originalen gehalten hat, noch viel näher als dies Jimmy Eat World bei "Clarity" getan haben. In so einem Fall war's aber verständlich, denn wenn man "Something to write Home about" ordert, möchte man auch Album-Feeling haben.

Für die Tatsache, dass dieser Gig als "Live-Konzert" angekündigt wurde, war's doch sehr produziert. Das kann man mögen oder nicht, doch ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie man es anders oder gar besser machen könnte. Wie vorhin schon erwähnt: Wenn man gewisses Geld verlangt, kann man natürlich keinen Stream abliefern, der sich so anfühlt wie bei einer Bandprobe. Doch ich hoffe, dass man darüber nicht allzu oft sinnieren muss...

Der Zugang zu der Geschichte war anders als bei Jimmy Eat World, aber ebenso lohnenswert. Wer Fan der Band oder des Albums ist, wird diesen Abend (diese Nacht?!?) sicher nicht bereut haben. Ein sĂĽĂźes Valentins-Geschenk - selbst fĂĽr einsame Herzen!







Comments

Popular Posts