Review: yon - Order of Violence

VĂ– (u.a.): Dingleberry Records,
Zegema Beach Records
"We've come a long way", heißt es da auf Bandcamp. Und ja, das glaube ich yon. Die Band aus Dresden gründete sich 2013, veröffentlichte bis 2015 zwei EPs und löste sich nun auf. Doch nicht ohne vorher ein Album zu veröffentlichen!

Ich stehe übrigens voll auf die Cover der beiden EPs, schade, dass "Order of Violence" nicht eine ähnliche Ästhetik verwendet. Schick ist das gezeichnete Artwork aber allemal! Stilistisch haben die Jungs über die Jahre hinweg wohl eine kleine Transformation durchgemacht. Früher hatte man einen deutlich stärkeren Post-Rock/Post-Metal-Einschlag, mit ewig langen Songs, Build-Ups und dem ganzen Brimborium der halt so dazu gehört. Viele Anteile davon finden sich auch noch auf "Order of Violence", allen voran beim epischen Rausschmeißer. Die Mischung ist nun allerdings deutlich ausgewogener.

Grundsätzlich fühle ich mich musikalisch öfter an Escapado anno "Hinter den Spiegeln" erinnert. Auch Jet Black, Kill Kim Novak oder Manku Kapak sind passende Referenzen. Der Mid-90ies-Emo-Sound wird allerdings kombiniert mit einer deutlich ausgeprägteren New School-Hardcore-Kante (was an Landsleute wie Talk Radio Talk oder MNMNTS denken lässt), modernen Post-Hardcore-Einflüssen und vielen anderen Sound-Experimenten, was "Order of Violence" dann doch wieder viel eigenen Charakter verleiht und mich an den vorhin erwähnten Referenzen schon wieder schwer zweifeln lässt!?!

Spätestens beim zweiten Track "Jungle" merkt man, dass hier einiges an Ambition dahinter steckt. Der Song entwickelt sich in seinen 5 Minuten hervorragend und wird immer intensiver und epischer, ohne zu sehr in die Post-Rock-Ecke zu drängen. Die Gitarren im darauffolgenden "Passepartout" gehen schon eher in diese Richtung, was aber ordentlich gelingt. Gefolgt wird das Ganze vom ersten von zwei Interludes, die bei mir die Vermutung bestärken, dass "Order of Violence" eine Art Konzeptalbum ist.

Die Texte verstärken diese Vermutung. yon mischen deutsche und englische Lyrics, ganz ähnlich wie einige der erwähnten Referenzen - wobei der deutsche Teil ĂĽberwiegt. Die Texte sind ziemlich fantasievoll und erzählen vermutlich die Kapitel der gesamten Geschichte. So richtig durchgestiegen bin ich dabei zwar nicht, da es doch relativ kryptisch formuliert ist und die Band mit vielen Halbsätzen arbeitet. Ich finde die Texte jedoch sehr kreativ und ziehe den Hut davor. Richtig gut funktioniert's in "Sound of Shells", wo der Sänger unterschiedliche Emotionen rĂĽberbringt und vor allem sehr gekonnt umgarnt wird von der Musik, die die Stimme mal in den Vorder- und mal in den Hintergrund rĂĽckt. Schöne Nummer. Auch das Schlusstrio, so unterschiedlich es sein mag, ĂĽberzeugt auf voller Linie. Ich bin schon längst kein Fan mehr vom typisch epischen Closer, weil das Ganze seit mindestens 20 Jahren ausgelutscht ist, doch in diesem Fall packt mich das StĂĽck einfach. 

In Summe ist es schon sehr amtlich, was die Dresdner in diesen rund 35 Minuten abliefern, von extrem kurzen über richtig langen Songs, von Post-Rock-angehauchter Dramatik über Emo-Momente bis hin zu groovigen New School-Abgehparts und Screamo-Attacken. yon finden genau die richtige Mischung aus all' ihren Vorlieben und die kongeniale Mitte aus Anspruch und Arschtritt. Richtig schade, dass sich die Jungs aufgelöst haben, wo sie doch nun ihren Sound gefunden und sogar internationale Aufmerksamkeit erlangt haben. Was bleibt ist ein toller Schwanengesang und eines der ersten waschechten Highlights im neuen Jahr!

Rating: 8 von 10

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