Review: Young Mountain - Infraröd

VÖ: Through Love Rec.
Ich bin nun wirklich schon lange aus meiner Post-Rock-Phase draußen, wenn ich so recht darüber nachdenke, war ich noch nie richtig drinnen. Und trotzdem hat es das neue Young Mountain-Album geschafft mich zu packen. DAS ist Qualität, eh? Die Band aus Schweden kommt aus dem Screamo-Umfeld, wo sie jede Menge Supporter haben. Für mich liegt das Gewicht allerdings schon sehr stark auf Post-Rock. Vereinzelte Schreie und dissonantere Parts sorgen dafür, dass Abwechslung reinkommt und man erwähnten Screamo-Hintergrund voll nachvollziehen kann. 

Man merkt relativ schnell, dass "Infraröd" kein Album ist, das in wenigen Wochen hingerotzt wurde. Im -krass verdammten- Gegenteil! Hier steckt EXTREM viel Arbeit dahinter! Der Sound ist unheimlich lebendig, stimmig und atmosphärisch. Die Produktion steckt voller Liebe zum Detail und ich bin überzeugt davon, dass "Infraröd" auf Vinyl ganz hervorragend klingt. 

Ich bin großer Fan des Eröffnungsdoppels. Der 3-minütige Opener "Lovely" ist das schnellste, direkteste Stück der Platte, ziemlich untypisch und eher sowas wie ein Touche Amore-mäßiger Post-Hardcore-Song. Hier trumpft die Produktion schon ordentlich auf, mit einem äußerst facettenreichen Sound. "Cherry Knot" ist dann mein Favorit, dabei ist es schwer zu erklären, was mich an der Nummer so packt. Sie ist eher langsam und getragen, relativ monoton, doch abgefüllt mit düsterer Stimmung und einem tollen Spannungsbogen. Genauer gesagt rührt die Faszination daher, dass der Song nie so richtig explodiert, dabei aber bis zum Nervenzerreißen spannend bleibt. Und das Schlagzeug klingt einfach hervorragend, wie auf der ganzen Platte!

Mit den darauffolgenden Stücken setzt meine Post-Rock-Phobie wohl wieder ein, besonders den beiden langen Songs am Schluss trete ich gleich mit Vorurteilen gegenüber. Dabei ist der Titeltrack eine richtig gute Nummer. Die Struktur ist sehr klassisch, da der Song von Minute zu Minute intensiver wird, doch die Umsetzung mit den Samples im Hintergrund und den mannigfaltigen Vocal-Stilen geben dem Titelsong wieder viel eigenen Charme. Beim theatralischen, eher Shoegaze-mäßigen Closer bin ich dann raus, doch: Hut ab davor, dass die Schweden hier erneut ein neues Gesicht von sich zeigen.

Alles in allem bin ich positiv überrascht von diesem Release. Wenn Post-Rock, dann ungefähr so...

Rating: 7 von 10

Young Mountain auf Bandcamp
Young Mountain auf Facebook

Comments

Popular Posts