25 aus 20


25 // Infant Island // Beneath

Infant Island sind nicht ganz meine Tasse Tee, doch ich ziehe den Hut vor dieser Band. "Beneath" bietet viele tolle Momente und ein hohes musikalisches Verständnis und hat mich von allen Screamo-goes-Black/Post-Metal-Scheiben des Jahres somit am meisten überzeugt. (Review)




24 // Val Sinestra // Zerlegung

Die Zeiten in denen die Captain Planets und Matulas wie Unkraut aus dem Boden geschossen sind, sind leider schon länger vorbei  - deswegen find ich's cool, dass sich mit "Zerlegung" zumindest eine deutschsprachige Platte in diese Liste verirrt hat. Ich wĂĽrde mich selbst anlĂĽgen, wenn ich behaupten wĂĽrde, dass der Val Sinestra-Zweitling eine Offenbarung fĂĽr mich sei. DafĂĽr hört sich das was die Berliner machen einfach zu bekannt an, in etwa wie eine Mischung aus Frau Potz, Love A & Lygo. Doch das gesagt, ist "Zerlegung" eine mehr als solide Scheibe, mit routiniertem Songwriting, energiegeladener Instrumentierung und eingängigen Texten, die dem Zeitgeist entsprechen.   




23 // Coma Regalia // Marked

Coma Regalia haben in ihren 10 Jahren so scheißviele Releases rausgebracht, dass es schwer ist, etwas Neues über sie zu erzählen. Fakt ist: Auch in der neuesten Auflage ist das immer noch hochwertiger, ehrlicher und bodenständiger Screamo, wie ich ihn mir gerne anhöre. Und die Tatsache, dass "Marked" das bisher kürzestes Album ist, macht das Ganze noch kurzweiliger. (Mini-Review)




22 // Barren Womb // Lizard Lounge

Nach meiner Abstinenzphase war ich überrascht, dass das norwegische Duo, 9 Jahre nach ihrer Gründung, immer noch zusammen musiziert. Verändert hat sich wohl wenig und so werden hier weiter munter Elemente von Noise-Rock, Post-Hardcore, Garage Rock, Indie und Post-Punk miteinander verschwurbelt. Mehr als zuvor reizen Barren Womb ihre eigenen Grenzen aus, was "Lizard Lounge" zu einer bunten und unterhaltsamen Platte macht. Erfrischend ist, dass sich das "Dranbleiben" lohnt, denn die zweite Hälfte des Albums ist deutlich spannender als die Erste!




21 // Static Intervals // To the Surface

Im starken Screamo-Jahr ist das Projekt von Shawn Decker (Middle Man Records, Coma Regalia) & Lauren Decker dezent untergegangen. Und das ist schade, denn der Ansatz ist durchaus frisch. Sicher gibt es die ein oder andere Parallele zu Coma Regalia, Static Intervals tun aber genug dafür um sich am Ende doch klar abzugrenzen. Das ist deutlich reduzierter, deutlich weniger aggressiv. Es ist nicht so schnell und verzichtet auf die typischen Screamo-Vocals genauso wie auf die krassen Blasts. Ja, ich würd's unterm Strich sogar eher "Emocore" als "Screamo" nennen. Doch wie auch immer, "To the Surface" ist ein äußerst stimmiges Album und ich hoffe inständig auf eine Fortsetzung des "Doppel-Deckers". Ja, DER musste sein! (Review)




20 // Naedr // Past is Prologue

Nichts tue ich lieber als mich selbst zu zitieren: Wenn Zegema Beach Records & Miss the Stars Records kooperieren, KANN kein Käse bei rauskommen. So geschehen beim Debütalbum von Naedr. Die Band aus Singapur macht ziemlich viel richtig. Sie schüren Assoziationen zu Envy & Heaven in her Arms, werden dem Ganzen gerecht, doch übertreiben es nicht zu sehr mit dem Postrock-Gewichse und rocken stattdessen in nervenaufreibender Emoviolence-Manier drauflos - am besten nachzuhören im grandiosen "The Prodigal Son". Auch der Sound von "Past ist Prologue" ist klasse! Was ich übrigens noch gerne mache, sind Prognosen, deswegen: Wenn die am Ball bleiben, werden die in der Szene noch richtig groß. Mark. My. Mother. Fucking. Words. (Review)




19 // Orphan Donor // Old Patterns

Drummer-Witze sind hier definitiv NICHT angebracht. Jared Stimpfl mag größere Teile seiner musikalischen Karriere zwar hinter der Schießbude verbracht haben, doch er beweist mit seinem Solo-Projekt eindrucksvoll, dass viel mehr in ihm steckt - denn bis auf die Vocals hat er hier alles in Eigenregie bewerkstelligt. Und das Resultat ist ein fieser, niemals Ruhe gebender Bastard aus Screamo, Grind, Mathcore, Noise und Sludge, der "Old Patterns" zu einem der besten Heavy-Alben des Jahres macht. (Review)




18 // Moments of Being // Part of the 
Emerging Monster to whom we are attached

Screamo nach dem Motto "fĂĽr jeden was dabei". Die Songs auf dem Moments of Being-DebĂĽt sind zwischen 23 Sekunden und knapp dreieinhalb Minuten lang und genau SO vielschichtig gestaltet sich die ganze Chose dann auch - grindig-chaotische Parts wechseln sich ab mit sensiblen, reduzierten Teilen, epische Post-Rock-/Emo-Melodik verschmilzt mit schwer metallischen Riffing, hyperventilierende Rhythmen gehen Hand in Hand mit schleimig-kriechenden Downtempo-Sektionen. Man sollte ein Faible fĂĽr diesen abgehackten, von Ideen nur so ĂĽberfluteten Charakter der Scheibe haben, doch hat man dies, ist man schnell ĂĽberrascht, wie nett der Flow am Ende dann doch ist. Im verdammt starken Screamo-Jahr hat sich die Band aus New Orleans absolut ihren Platz verdient, denn nur wenige Genre-Bands spielen diesen Stil-Mischmasch derzeit so leidenschaftlich und ĂĽberzeugend!




17 // Died // Less Life

Zugegeben, Died waren 2020 für mich der Aufschneider des Jahres. Als ich "Less Life" das erste mal gehört habe, hätte ich mir niemals vorstellen können, dass es in dieser Liste dann doch "nur" auf Platz 17 landet. ZU beeindruckt war ich von den tollen Anlagen der Band. ZU überzeugt von ihrem totsicheren Geschmack. ZU weggeblasen vom Überraschungsfaktor. Nach einer Weile ließ die anfängliche Faszination immer stärker nach und so blieb mir der Eindruck, dass die Band ihr volles Potenzial nicht ganz ausgeschöpft hat und die Songs dann halt doch nicht so gut sind, wie sie hätten sein können Das gesagt, ist "Less Life" natürlich trotzdem eines der besten Postcore-Alben des Jahres. Wenn sie noch für 1-2 Alben zusammenbleiben, könnten Died in Zukunft tatsächlich den ganz großen Wurf landen! (Review)




16 // Eyelet // The Devil shining out your Eyes

Sorry Dave, ich hab' lang genug gewartet und nun ist "The Devil shining out your Eyes" auch noch daran Schuld, dass diese Liste später erschienen ist als geplant. Fakt ist: Das letzte Highlight von 2020 hat es in sich und gehört erwähnt, wenn man etwas mit Screamo anfangen kann. Dass das Teil düster ohne Ende ist, ist selbstredend. Dafür reicht der Plattentitel in Kombination mit dem Artwork. Was ich besonders klasse finde ist, dass das Ganze schon sehr metallisch ist, ohne jedoch zu stark in Richtung Respire/Portrayal of Guilt/Infant Island/etc. zu gehen. Sicher, die Jungs lieben ihren Metal, doch die Scheibe versprüht von Anfang bis Ende diese berstende, leidenschaftliche Screamo-Energie und die Post-Rock-angehauchte Einflechtung der melodischen Parts ist ebenso oldschool und biedert sich nicht an den Trends der Neuzeit an. Ein wunderbar atmosphärisches Album, auf das es sich gelohnt hat zu warten!




15 // Dogleg // Melee

Für Dogleg war ich heuer ziemlich dankbar. Die Band schafft es auf ihrem Debütalbum kongenial die Emo-Sehnsucht der 90er in ein fetziges Punkrock-Outfit zu stecken, das Herz wie Füße gleichermaßen bewegte. Damit spielten sie 2020 in ihrer eigenen Liga und punkteten vor allem durch verdammt viel Charme, selbst wenn nicht jeder der 10 Songs ein bedingungsloser Smash-Hit ist. Apropos: Mit "Fox" haben sich Dogleg sowieso unsterblich gemacht. Der Song wurde in den letzten Wochen vielerorts zurecht zu einem der Tracks des Jahres gekürt und ist auch in meiner persönlichen Top 3. (Review)




14 // Baklavaa // Sleep Running

Mir ist's ziemlich wurscht wie viel Gras bei der Produktion dieses Albums im Spiel war, wenn das Resultat so überzeugend ist wie auf "Sleep Running". Baklavaa sind schon ein ziemlich schräger Haufen, die mit ihrem unkonventionellen, psychedelischen Noise-Rock-Postcore-Gemisch niemals viele Hörer ansprechen werden. Ich persönlich fand sie ja schon immer spannend, doch so richtig bekamen sie ihr Genie nie auf Tonband. Bis zu "Sleep Running", das reifer, durchdachter und ausgefeilter klingt, als alles was Baklavaa zuvor gemacht haben. Den freakigen Charme bewahren sie sich aber in jeder Sekunde! (Review)




13 // Cower // Boys

Je öfter ich mir meine Liste hier ansehe, desto mehr zeichnet sich ein Charakter für 2020 ab. Denn abgesehen von den vielen (wiederum auch sehr unterschiedlich klingenden) Screamo-Platten, gibt es wenig Trends und Tendenzen. Cower sind für mich wieder so eine Band, die mit ihrem Stil 2020 allein auf weiter Flur stand. Der Mix aus Noise-Rock, New Wave, Garage Rock & Post-Punk mit Gothic-Make-Up klang vom ersten Moment weg interessant und anders. Verstärkt wurde das Ganze durch eine stringente, mysteriöse Atmosphäre, egal ob wie in "Enough" wild drauflos gebrettert oder wie in "Saxophone by the Water" die Martin-Gore-Schmalz-Keule ausgepackt wurde. Eine verdammt eigenwillige Platte, nach der man nur gespannt sein kann, wohin die Reise für Cower geht... (Review)




12 // Somerset Thrower // Paint my Memory

Meine Fresse, 2020 hatte viele richtig tolle Alben am Start. Ein Beleg dafür ist die Tatsache, dass "Paint my Memory" es am Ende nicht mal in meine Top 10 geschafft hat und das obwohl mir das Teil echt ans Herz gewachsen ist. Diese spürbare Leidenschaft, dieses unmittelbare Gefühl dass Somerset Thrower vom ersten bis zum letzten Ton rüberbringen, ist auch die große Stärke dieses Albums. Hinzu kommt der überragende Geschmack der New Yorker, da hier unzählige 90er-Jahre-Liebhaber-Bands irgendwo zwischen Emo, Post-Hardcore, Pop-Punk & Alt-Rock "zitiert" werden, die in der Regel nicht allzu oft zitiert werden. Am Ende sind Somerset Thrower genau eben das: Eine Liebhaber-Band. Wie heißt's im grandiosen Rausschmeißer "Say Hello" so schön?! "Now every sunrise is like saying goodbye / It's this one I'm counting on / to say Hello". Na, hoffentlich schon bald! (Review)




11 // Touche Amore // Lament

Wie gut Touche Amore sind, zeigt die Tatsache, dass "Lament" qualitativ fĂĽr mich zumindest hinter drei, vielleicht sogar hinter allen vier bisherigen Alben zurĂĽckbleibt und dennoch Platz 11 absahnt. Die Formel die Bolm & Co entwickelt haben ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits fĂĽhlt man sich sofort wie daheim und findet den Weg auf die Toilette zur nächsten Textzeile sogar im ärgsten Suff, andererseits fängt die Fassade langsam aber sicher zu kokeln an und umschmeichelt die Nase mit einem dezent kalkulierten Duft. Wobei es fies wäre der Band KalkĂĽl zu unterstellen, da das was sie machen mittlerweile ja schon fast als "Postcore-Folklore" durchgeht und die Band sich ihren (nahenden Legenden-)Status redlich verdient hat. Catchy ist "Lament" allemal - diesmal fehlen aber die ganz groĂźen Alleinstellungsmerkmale eines "Stage Four" und auch dessen ultimative Emotionalität. (Review)



10 // Nuvolascura // As we suffer from 
Memory and Imagination

Selbst wenn's für den ganz großen Wurf in meiner Liste nicht gereicht hat, greifen sich Nuvolascura im Screamo-Bereich eindeutig die Krone. Man merkt, dass die Band aus Los Angeles schon ein paar Jährchen zusammenspielt, denn "As we suffer from Memory and Imagination" ist eine konsequente Steigerung zum eh schon starken Debütalbum. In Sachen Intensität erreichen Nuvolascura mittlerweile die ganz Großen wie Orchid, Saetia oder Jerome's Dream. Hinzu kommt die hohe Musikalität, inklusive messerscharfen Riffs, klasse eingeflochtenen Melodien, unglaublichen Crescendos und das unter die Haut gehende Geschrei von Erica. "As we suffer from Memory and Imagination" fährt in seinen 20 Minuten einige der besten Screamo-Momente von 2020 auf und das in einem Jahr, in dem das Genre sich von seiner besten Seite zeigte... (Mini-Review)




9 // Strangelight // Adult Themes

Das was ich anfangs an "Adult Themes" kritisiert habe, ist das, was mich mit der Zeit immer und immer mehr angemacht hat. Wenn es doch mit den Frauen auch so unkompliziert wäre!? Das Strangelight-Debüt lebt nämlich von seiner Einfachheit, seinem Purismus, seinem reduzierten Charakter. Ja, es ist mit ziemlicher Sicherheit sogar das simpelste Machwerk dieser Liste. Interludes? Ewige Intros? Epische Spannungsbögen? Muckertum? Experimente? Braucht das jemand oder kann das weg?!? Man nehme den "Garage-Punkrock" der Hot Snakes, taucht diesen in pechschwarze Farbe und fügt die rotzig-markanten Vocals vom ehemaligen Transistor Transistor-Frontmann hinzu, dessen Stimme noch nie so gut in den Kontext gepasst hat. Strangelight haben eine Vision und mit dieser sprinten sie durch ein 25-Minuten-Album hindurch, das kein Gramm zu viel auf den Hüften hat, atmosphärisch unheimlich dicht ist und rockt wie kaum eine Platte im vergangenen Jahr. Werde ich alt? Vielleicht. Aber es fühlt sich verdammt nochmal gut an! (Review)




8 // Hate it too // Lampshading

Tja, was soll man da sagen? Gemessen an seiner Qualität ist das zweite Hate it too-Album dieses Jahr sang- und klanglos untergegangen. Die 2008 gegründete Band hat weder den Status eines heißen Newcomers, noch haben sie ein bekanntes Label an ihrer Seite oder können auf eine lange Discographie zurückblicken. Augenscheinlich hatten sie dann auch nicht den nötigen medialen Support. Was schade ist, denn in einem Jahr in dem ich ziemlich viel Melodic-/Pop-Punk gehört habe, zählt "Lampshading" zu meinen absoluten Favoriten. Hate it too haben zwar ihre Jährchen auf dem Buckel, klingen jedoch so leidenschaftlich und euphorisch wie eine Teenie-Band. Diese Energie wird verbunden mit hohem technischen Können und viel Eigenständigkeit. Denn selbst wenn man es sich leicht machen könnte Hate it too als den poppigen, melodiösen Bruder von Propagandhi oder A Wilhelm Scream zu bezeichnen, findet man auf "Lampshading" noch viele viele weitere und äußerst geschickt eingepflegte Soundelemente. Klasse Band, tolle Songs und eine faustdicke Überraschung! (Mini-Review)




7 // As in Everyday // Such an Awful Waste

Ich bin ein kleines Emo-Cry-Baby, dessen Mineral- und SDRE-Platten ständig aufs Neue durchgenässt werden. Deswegen wird mich eine Band wie As in Everyday IMMER ganz fest bei den Eiern haben! Die Youngsters aus New York fangen das Gefühl dieser Bands so perfekt ein, wie es das seit Lichtjahren niemand mehr gemacht hat und verbinden dieses Gefühl dann doch mit ein paar modernen Facetten. Zum üblichen Twinkle-Daddy-Gedünse pflegt man allerdings eine sichere Distanz, was im Emo an und für sich schon eine reine Wohltat ist. Was ich mir nun wünsche ist, dass As in Everyday GENAU SO weitermachen und lediglich etwas an ihrem Songwriting arbeiten, sodass irgendwann alle Album-Songs (nicht das es auch nur einen Ausfall geben würde!) auf das unglaubliche Niveau eines "Aria" oder "Run Away" kommen. Bei meinem Glück geht die Band mit dem nächsten Output in Richtung Creed... doch zumindest dieses bezaubernde Midwest-Emo-Glanzstück kann mir und meinen Tränen keiner mehr nehmen! KEINER!! FUCK CREED!




6 // Other Half // Big Twenty

Other Half waren in diesem Jahr ein verdammt frischer Wind. So sehr ich die saucoole Musik inmitten der Hot Snakes, Drive Like Jehu, The Jesus Lizard, Garden Variety, den Pixies und Unwound bis in seine Grundfesten abfeiern möchte, so sehr muss ich die Lyrics ins Rampenlicht rücken. Denn "Big Twenty" ist thematisch das ambitionierteste, beeindruckendste Gesamtwerk das mir 2020 im HC/Punk untergekommen ist. Die von wahren Begebenheiten inspirierte Fiktiv-Geschichte um eine Gruppe von Spät-20ern, die zwischen exzessivem Partyleben, mindestens ebenso exzessiven Drogenkonsum, Dealerei, diversen Geldproblemen, falscher Freundschaft und Depressionslöchern hin und her schliddert, ist nicht nur erschreckend authentisch, sondern auch exzellent erzählt. Die Texte sind bissig und haben diesen bitterbösen Zynismus, der sie umso besser macht. Der rotzige bis süffisante Gesang tut seines dazu, um "Big Twenty" zu einer ganz besonderen Scheibe zu machen.




5 // Run the Jewels // RTJ4

Geht es um Hip-Hop, bin ich dann doch eher der entspannte Typ. Das was Run the Jewels auf "RTJ4" machen, mĂĽsste mich also per se abturnen. Tut es aber nicht. Im Gegenteil! Der fast schon "punkige", direkte "auf die Fresse"-Charakter ist es, was "RTJ4" erst so richtig gut macht. Das Duo rast regelrecht durch das Album hindurch und lässt in rund 40 Minuten so gar keinen Leerlauf zu, was schon sehr untypisch fĂĽr das Genre ist. Das Rapping ist ĂĽber jeden Zweifel erhaben und die beiden MCs ergänzen sich hervorragend, die teils aggressiven, teils funkigen Beats sind einfallsreich, tanzbar und groovy, die Features funktionieren einwandfrei, die Ideen sind irre und richtig cool und die Pace ist einfach kaum zu ĂĽbertrumpfen. Als jemand, der 2020 das erste mal mit Run the Jewels in BerĂĽhrung gekommen ist, bin ich selbst ĂĽberrascht, wie gut mir dieses Album reingegangen ist. Wohl verdient wird es in diesen Wochen ĂĽberall als das Hip-Hop-Album des Jahres abgefeiert!




4 // Nnamdi // Brat

Mit kaum einer Scheibe habe ich 2020 eine intensivere Beziehung aufgebaut als wie mit "Brat". Lockdown. Depressionen. Selbstwertgefühl am Boden. Und ich komme in meinem Zustand auf den verrückten Gedanken ein "Home-Workout" zu starten. Selbstredend was mein Soundtrack dazu war. Ich kann "Brat" mittlerweile zwar ganz gut losgelöst von Push-Ups und Sit-Ups betrachten, doch es wird mich für immer an einige meiner schwierigsten Tage in meinem Leben erinnern. Der lustige und übrigens hochtalentierte Typ mit dem pinken Luftballon verbindet auf verrückteste Art und Weise Einflüsse von Hip-Hop, R'n'B, Math-Rock, Bubblegum-Pop & Soul und schuf mit "Brat" eines der originellsten Alben des Jahres. Schmerzhafte, oft verhasste Workouts hin oder her: Vielen Dank dafür, Nnamdi. (Review)




3 // Apathy Cycle // Apathy Cycle

Melodischer Punkrock ist einfach herrlich. Bei all' meiner Liebe für andere Genres oder HC/Punk-Sparten, wird es kein Song so einfach schaffen mich durchdrehen zu lassen wie ein richtig guter Melodic-Punk-Song. Und davon gibt es auf dem Debütalbum von Apathy Cycle SO EINIGE! "Gut" ist dabei natürlich schwer untertrieben, denn ich müsste schon lange überlegen wann Melodic-Punk/Skatepunk/Melodycore das letzte mal SO mitreißend, leidenschaftlich, gekonnt und hitverdächtig runtergezockt wurde. Wenige Chorusse habe ich in diesem Jahr so inbrünstig mitgesungen wie die von "Apathy Cycle". Die Punk-Faust schwillt hier GANZ dick an. Und es fühlt sich richtig gut an! (Review)




2 // R.A.P. Ferreira // Purple Moonlight Pages

"An Idea is a Work of Art" heißt der 13. Track auf "Purple Moonlight Pages". Demnach ist das erste Album von R.A.P. Ferreira eine Aufeinander-Stapelung von hunderten Gemälden. Ganz ehrlich gesagt hatte ich mit diesem Album keine leichte Zeit. Faszination war immer dabei, doch der abgehackte Stil, die abstrakten Ideen und meine kaum vorhandene Erfahrung mit dieser Art von Hip-Hop haben mich anfangs auf Granit beißen lassen. Doch mit der Zeit habe ich "Purple Moonlight Pages" immer mehr genossen, ja, ich halte es mittlerweile sogar für das cleverste Hip-Hop-Album der letzten paar Jahre, Kendrick Lamar (wie üblich) ausgeklammert. Die Texte sind ähnlich abstrakt wie die Musik, haben aber richtig starke Momente, bei den Raps zeigt sich Ferreira einerseits ausdrucksstark und markant, ist andererseits aber auch äußerst wandlungsfähig und die Beats gehen von entspannt-jazzy über angeschrägt bis hin zu verträumt, melancholisch und soulig. Ich begrüße die vielen, "echten" Instrumente die verwendet werden und find's bei all' der progressiven Attitüde immer wieder cool, wenn Ferreira dann doch wieder pure Oldschool-Momente einbaut. Ich musste bei "Purple Moonlight Pages" immer an ein Scrapbook denken und glaube, dass diese Metapher wie Arsch auf Eimer passt...




1 // Rebelmatic // Ghost in the Shadows

Ich weiß nicht welchen Nerv Rebelmatic bei mir heuer getroffen haben, aber sie haben ihn definitiv SO RICHTIG getroffen. Die New Yorker betrieben mit "Ghost in the Shadows" keine Leichenfledderei, sondern holten den Sound und den Spirit von 80er-Hardcore/Punk kongenial zurück in die Neuzeit. Ist das besonders progressiv? Ist das innovativ? Ist das revolutionär? Geschissen drauf! Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Doch es ist so authentisch, herzergreifend, leidenschaftlich, stilsicher und mit bombastischem Nachdruck vorgetragen, dass es mich in jeder noch so ereignislosen Sekunde unendlich mitreißt. Wobei... ereignislos? Nä, niemals! Rebelmatic holen aus diesem begrenzten Stil mit immens hoher Musikalität das Letzte raus und so klingt jeder Song anders als der davor. Die Riffs rocken wie nix Gutes, der Bass groovt wie Sau, die Singalongs sind die besten des Jahres und Creature ist einer der besten Punk-Sänger seit langer Zeit und ich schäme mich jedes mal dafür, wenn ich ihn gedanklich mit H.R. vergleiche. Mit am Schönsten ist eigentlich, dass die Texte bei Zeiten sehr aufmunternd sind, was im HC/Punk heute ja eine Seltenheit ist. "Born to Win"? Aber sowas von! (Mini-Review)

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Honorable Mentions: Demersal - "Less"; END - "Splinters from an Ever-Changing Face"; Exhalants - "Atonement"; Moxiebeat - "Pop Sounds"; Peace'd Out - "Feelings Blade"; Respire - "Black Line"; Stay Inside - "Viewing"; Trainer - "Athletic Statics"

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